Ich höre gerade viele Adorno-Recordings. Er hat ja viel gesprochen im Rundfunk. Es ist anders als in seinen Büchern. Und er ist gar nicht so beißend negativ. Manchmal schon, oft aber auch nicht. Er hat Witz und ist charmant. Seine Stimme ist oft die sanfteste und schönste unter den Sprechenden.
Also. Wir sind kranke Kinder. Elternlose Kinder. Einsame Kinder. Uns eint eine gewisse Strenge. Wir sind strenge Kinder. Auferlegt uns, von den Eltern. Also unser Leben kennt eine große Restriktion. Wir sind restriktiert. Gehindert, gehemmt. Wir kommen nicht weiter. Auch haben wir neurotische Lebenspläne. Wir sind leistungsorientiert auf schlechte Weise. Gleichzeitig sind wir begabt. Und wir sind in all dem – deutsch.
Es ging mir zuerst auf bei Alexander Kluges »Abschied von gestern«. Die Straßen Frankfurts, ihre Lichter, gefilmt in schwarz-weiß. Das macht etwas mit mir. Das enthebt mich. Welten, die ich kenne. Und so ist das auch im Sprechen. Die Vertrautheit des Deutschen und seiner Gewalt.