Entscheidend ist, dass die Fröhlichkeit unserer Gebrochung entsteht. Sie muss dem Niederen erwachsen. Dem Gefallenen.
Längste Zeit zeitlebens versuchte ich, glücklich zu sein, dem zu entkommen. Die meisten versuchen das. Meiste Entwicklung, die ich sehe, ist ein Entkommen. Ein Darüber-hinweg-täuschen.
Natürlich auch. Wir wollen dem Schmerz entkommen. Dem was war.
Eine schmerzhafte Verfassung gar? Wie absurd. Das Leben festzuschreiben in seinem Schmerz. Als Tortur.
Wer will das? Schmerz und Trauma, okay. Aber nur, um davon zu heilen, um ein Leben nach dem Schmerz zu beginnen.
Doch dass der Schmerz immer bliebe, ein Leben lang? Und mehr noch, dass dieser Schmerz so etwas sei wie ein Anfangsschmerz und dass der viel größere, eine Regionalität, eine Topographie des Schmerzes, uns sich erst offenbaren würde – wie unscheinbar.
Doch so ist es. Wir erwachsen den Kratern. Sie sind real. Und in ihnen können wir existieren.
Sind wir unseres Schmerzes gewahr, leuchtet unser Lachen voller.
Wir müssen nichts tun. Das Leben ist abgeschlossen und beginnt erneut. Wir sind angekommen. Kein Zyklus, keine Veränderung. Und in dieser Stasis zerspringt die Zeit. Sämtliche Farben der Vergangenheit kommen uns zu. Das Leben ist reicher.
Denn wenn so viel Leben Schmerz ist, ist ein Leben ohne ihn dünn. Untief. Es hüpft an der Oberfläche. Und es ist zerbrechlich. Es muss immer zu sich bewegen. Darf nie schauen, darf nie fallen. Muss sich sichern. Mag die Ruhe nicht, den Stillstand.
Es gäbe etwas zu erreichen. Das wir nie erreichen. Weil wir schon immer da-sind. Wir können der Zeit nicht entkommen. Können zu wenig beeinflussen. Wir können uns nur hingeben der Welt. Und in diesem Hingeben haben wir volle Kontrolle.
Ich kann es nicht erklären. Ich dachte, alles Denken und Sein entsteht nur an und durch Menschen. Doch sie sind fern. Sie machten mich, stecken in meinen Fasern. Doch ich brauche sie nicht als Referenz. Muss nicht nach ihnen trachten.
Die Welt ist so reich, falle ich auf mich allein.
Und so ist es mit der Gebrochenheit. Gebe ich mich ihr hin, strömt Stärke durch mich. Kraft pumpt durch die Zeit. Ich stehe – zum ersten Mal. Ich stehe als Erscheinung, als Waldszene: Wie Licht durch die Tannen fällt, und Staub und Insekten durch den Schein flirren, über den Weg, trocken und warm im Sommer. Eine Erscheinung – unveränderbar. Ganz in ihrem eigenen Begreifen. Und so stehen wir da als einfallendes Licht, als Präsenz dessen, was wir sehen – so stehen wir der Welt. Wir stehen der Welt als Ereignis, als Zutat. Wir passieren ihr, wie Kinder uns passieren. Wie Probleme uns passieren. So passieren wir der Welt. Und in diesem Passieren sind wir unteilbar, kaum analysierbar. Nicht auflösbar. Wir bilden einen ganzen Körper, eine Szene. Nichts kann uns verschieben in dieser Gebrochenheit. Kein Abwägen und kein Zweifel. Keine Fragen – nur Antworten. Die Antworten des Beiseitestehens, des Zustehens. Der Unterstützung uns selbst gegenüber.
Sonst ist die Wirklichkeit zerfasert. Das Persönliche zerfasert. Wir als Paar zerfasert. Doch wenn es um alles geht, sind wir vereint.